Es dauert Jahrzehnte, bis zu den herrschenden Verhältnissen überhaupt ein Bild medial wirksam übermittelt wird.
Derweil trägt das deutsche Sozialsystem auch Kosten für vermutlich vermeidbare Zwangslagen.
Der diskursive Umgang damit wirkt immer wieder äußerst skrupulös und verkompliziert. Allerlei allgemeinste Begrifflichkeiten und Differenzierungen müssen angebracht werden, um auf der Faktenebene festzustellen, dass es 1) ein eminentes Problem und 2) keine wirkliche Lösung dafür gibt – u.a. deshalb, weil neben einer traditionellen Tabuisierung hier noch das Problem hinzukommt, dass die Heiratspraxis der Rechtgläubigen reichlich Grundlagen für ‚rechte‘ Argumente bieten und eine ganz andere Deutlichkeit in der Ansprache derer erfordern würde, die bisher völlig einseitig 1) keine kritischen Fragen zu erwarten hatten und 2) in Deutschland ggf. voll anspruchsberechtigt sind.
[Bericht von 2007]
https://www.welt.de/vermischtes/article732888/Wenn-der-Cousin-mit-der-Cousine-schlaeft.html
Immer mehr Kinder im Berliner Stadtteil Neukölln kommen mit angeborenen Behinderungen zur Welt. Als Grund wird Inzest vermutet. Die Ehe zwischen Verwandten unter türkischen und arabischen Migranten ist weit verbreitet und ein Tabuthema.
http://www.taz.de/!5111122/
In Deutschland ist es schwer, Statistiken oder belastbares Zahlenmaterial zu Verwandtenehen zu finden. Einer der wenigen, der zu diesem Phänomen Daten erhoben hat, ist der Berliner Pränataldiagnostiker Rolf Becker. Er hat in seiner Praxis in den letzten 20 Jahren insgesamt 636 ungeborene Kinder aus Verwandtschaftsehen untersucht, von denen wiederum etwa die Hälfte aus einer Cousin-Cousine-Beziehung stammten.
Epilepsie, Schwerhörigkeit, Muskelschwund
In dieser Gruppe waren insgesamt 50 Ungeborene – also etwa 8 Prozent – von einer schweren Behinderung betroffen, die teilweise zu einem Absterben des Fötus im Mutterleib führte. Bei mindestens 20 dieser Ungeborenen ist davon auszugehen, dass ihre Erkrankung mit der Verwandtschaft ihrer Eltern in ursächlichem Zusammenhang stand.
Kinder aus Ehen unter Verwandten leiden häufiger unter Erbkrankheiten, Epilepsie, Schwerhörigkeit oder Muskelschwund. Das Risiko, an einer genetisch bedingten Stoffwechselstörung zu erkranken, ist größer, die Lebenserwartung niedrig. Julia Hennermann, Stoffwechselmedizinerin und Kinderärztin an der Berliner Charité, fordert deswegen eine frühzeitige Aufklärung – am besten schon in den Schulen.
Ein Student kämpft sich erst 30 Seiten durch alle abstrakten Definitionen, um zum konkreten Fall Türkei dann zu bemerken, dass man zu aktuellen Realitäten eigentlich nichts Genaues nicht weiß:
http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2004/1640/pdf/SohnManuel-2004.pdf
Zur Kategorie Lernbehinderung ist bemerkenswert, dass hierm it Sch ü – ler gemeint sind, „die nicht aufgrund des Intelligenzmangels, sondern aus sozialen, kulturellen und materiellen Gründen kein Interesse an Bildung und Erziehung haben bzw. Lern – und Leistungsschwächen aufweisen…“ ( U ÇAR 1996, 115). K NÖSS (vgl. 1987 , 462ff) stellt ein Ei n – teilungsmuster der Behinderungsarten des Instituts für Sonderpädag o – gik der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Ankara vor, in der die Kategorie Lernbehinderung überhaupt nicht zu finden ist.
[…]
Gründe für gehäufte kö r – perliche und geistige Behinderungen könnten enge verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den Eltern ode r auch primitive Geburtsbedi n – gungen beziehungsweise mangelnde pädiatrische Versorgung im He i – matland sein (vgl. U ÇAR 1996, 68; K AUCZOR 1999, 93; vgl. auch Kap. 5.6). Auch denkbar ist, dass Familien mit einem von Behinderung be – troffenen Kind „bewusst nach Deutschland ko m men, um die relativ gute medizinische und therapeutische Versorgung in Anspruch nehmen zu können“ ( M ERZ – A TALIK 1998, 146).
Die Befunde von der Überrepräsentation ausländischer Kinder an So n – derschulen alarmieren und fordern Erklärungs – und Lösungsansätze. Sie zeigen, dass in Sonderschulen ein erhebl i cher Teil des Klientel aus anderen Ländern und Kulturen stammt. Daher können andere Konzepte von Behinderung sowohl bei den Betroffenen selbst als auch bei den Angehörigen vorhanden sein. Das Bew usstsein dessen und die Fähig – keit, bestimmte Werte, Ei n stellungen und Verhaltensweisen der Betrof – fenen und Angehörigen einordnen zu können, sind eine Grundvoraus – setzung für die pädagog i sche Arbeit mit Menschen aus anderen Kultur – kreisen.
[…]
8 Behinderungskonzepte 45 Darüber hinaus erfolgt eine Darstellung diverser Ergebnisse empi – r i scher Studien und Litera turbeiträge, die sich unter Berücksichtig ung kultureller und sozialer Faktoren mit Einstellungen und Reaktionen g e – genüber konkreten Men schen mit Behinderung und den kontextuellen Bedingungen beschäfti gen (vgl. Kap. 2.5). 8.1 Kulturelle Einflussfaktoren auf Behinderungskonzepte Das Verständnis von Behinderung ist bei Menschen mit islamischem Hintergrund zunächst maßgeblich von der islamischen Theologie und Ethik geprägt, kann darüber hinaus aber auch von mystischen Vorste l – lungen und Elementen aus dem Volksglauben sowie traditionalistischen und laie nmedizinischen Deutungen beeinflusst sein. Da Behinderung oft als Krankheit gewertet wird, ist es hilfreich, auch die Sicht von Krankheit zugrunde zulegen, und Behinderung lediglich durch den Faktor Daue r haftigkeit davon zu unterscheiden (vgl. Kap. 2.1). N ach Hamad geht der Islam sogar soweit, dass jegliche Normabweichung als eine ‚Krankheit’ und ‚Behinderung’ gewertet wird (vgl. Interview, 55ff).
[…]
Die Ethik des Islam versucht, eine Verzweiflung der von Behinderung Betroffenen und ihrer Angehörigen auf verschiedene Weise zu verme i – den. Durch die Betonung des Engagements innerhalb der Gemei n – s chaft und den höheren Stellenwert von Gemeinschaftsinteressen g e – genüber Individualinteressen (vgl. Kap. 3.5) wird einerseits dem Be – tro f fenen Betreuung und Sicherheit innerhalb der Gruppe zugespro – chen. Andererseits erfolgt auch eine Aufteilung der Verant wortung ge – genüber dem Menschen mit Behinderung, welche den Einzelnen ent – lastet.
Die Evangelen spielen einmal mehr den Anwalt für den Koran, der einfach nichts falsch gemacht haben kann:
http://www.zedis-ev-hochschule-hh.de/files/mueller_behinderung_im_islam_120707.pdf
Und da sagten die Heuchler und die, in der en Herzen Krankheit war: „Gott und Sein Gesandter haben uns nur Tr ug verheißen.“[33:12] Oder meinen etwa die, in deren Herzen Krankheit ist, Gott würde ihren Groll nicht an den Tag bringen?[47:29] Grundsätzlich haben alle Menschen die Verpflichtung zum Gelingen der Gemeinschaft beizutragen, d.h. u.a. auch fü r Gerechtigkeit inner halb der Gesellschaft zu sorgen. Dazu gehört es u.a. die Zakat (wörtlich: Reinigung des Vermögens von dem Teil, der der Gemeinschaft zusteht) zu zahlen, zu spenden, das Gute zu gebieten und das Schlechte abzuwehr en und zu versuchen Gerechtigkeit umzusetzen. „Definition im traditionelle n und im qur’anischen Sinn“ In islamischen Gemeinschaften wir d eine Behinderung als gottgegebener Sachverhalt nicht im Sinne von Strafe , sondern im Sinne von Prüfung verstanden. 9 Damit stellt sich die Frage: Eine Prüfung für wen? Darauf woll en wir später noch eingehen. Fest steht, dass behinderte M enschen in islamischen Familien ganz selbstverständlich leben. Ihre r Integration in die allt äglichen gesellschaftlichen Abläufe steht ideologisch und auch praktisch gesehen nichts im Wege. Einen geistig behinderten Menschen würden MuslimInnen nicht als ma ğ nun (sprich: madschnun) = verrückt bezeichnen, so wie eine körperbehinderte Person für sie kein »Krüppel« ist. Sie betracht en solche Menschen in ihrer Funktionsfähigkeit als eingeschränkt und koppeln dies mit der Fra ge nach der Hilfsbedürftigkeit. Daran hat sich auch durch die Migration nach Europa nichts geändert. Behinderung wird im Qur’an mit du’afa’u (kör perlich schwach) bzw. safih (schwach im Geist; allgemein d a’if = schwach) bezeichnet und nicht als dararun (Schaden, Leiden). Dieses Wort wird in anderen Zusammenhängen benutz t. Für beide Arten der Behinderung sieht der Qur’an eine Konsolid ierung vor, damit die Menschen möglichst im »normalen« Leben integriert bleiben.